Carbonauten

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Carbonauten

Doch auch im Baustoffbereich sind vielfältige Anwendungen denkbar. Aktivkohle etwa kommt bereits heute als Zusatzstoff für Putze zum Einsatz. Beim Produkt „MP 75 Active-Comfort“ des Herstellers Knauf führt sie dazu, dass der Gipsputz mehr Feuchtigkeit aus der Raumluft zwischenspeichern kann und sogar schädliche VOC-Gase sowie unangenehme Gerüche aufnehmen und neutralisieren soll. Auch der Einsatz von Pflanzenkohle als Sand-Ersatz in Beton wird bereits erforscht.

Doch das ist noch längst nicht alles. Das porenreiche Material Biokohle und mit ihm das gespeicherte CO2 lässt sich auch zu langlebigen Kunststoffen oder Kunststoffschäumen weiterverarbeiten. Vermischt mit herkömmlichen Elastomeren sind zum Beispiel nachhaltigere Materialien für RohreFensterrahmen oder auch Reifen und Dichtungsringe möglich. Aufgeschäumte Biokohle-Produkte könnten Dämmfunktionen übernehmen oder als nachhaltige Verpackungsmaterialien dienen.

Technik der „Carbonauten

Carbonschaum kann als Grundlage für Dämmstoffe genutzt werden.

Carbonschaum kann als Grundlage für Dämmstoffe genutzt werden.

Die Forestfinance-Gruppe betritt mit der Herstellung von Biokohle zwar Neuland, die Karbonisierung von Biomasse selbst ist allerdings eine uralte Praxis. Verglichen mit der im Bergbau gewonnenen fossilen Kohle war Biokohle bisher allerdings deutlich teurer. Bei den Produkten aus Eberswalde soll dies anders werden. Dafür kooperiert Forestfinance mit dem bayerischen Startup Carbonauten GmbH. Das wurde 2017 mit dem Ziel gegründet, weltweit qualitativ hochwertige Biokohlenstoffe in großen Mengen zu produzieren – klimafreundlich und zu wettbewerbsfähigen Preisen.

Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Carbonauten-Gründer Torsten Becker und Christoph Hiemer ein technisches Verfahren entwickelt, das die Karbonisierung von Biomasse effizienter und weniger störungsanfällig macht. Innovativ daran ist nicht zuletzt auch der hohe Energieüberschuss bei der Herstellung. Diese Technik kommt nun in Eberswalde zum Einsatz. Becker und Hiemer sind für den Standort als Betriebsmanager verantwortlich. Erst ihr Verfahren ermöglicht es, hochwertige Biokohle zu günstigen Preisen anzubieten und nebenbei noch Erlöse aus dem Verkauf von Prozesswärme und Ökostrom zu erzielen.

Verwertung mitgedacht

Übrigens überlassen es die „Carbonauten“ auch nicht dem Zufall, was aus dem mit ihrer Technik hergestellten Pflanzenkohlenstoff wird. Becker und Hiemer haben längst Verfahren entwickelt, um das Material zum Beispiel als Zusatzstoff in Elastomeren zu verwenden oder es zusammen mit dem Biokunstoff PLA – ein Polymer der Milchsäure – zu einem nachhaltigeren Ersatz für erdölbasierte Kunststoffe wie Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE) zu machen.

Auch Pflanzentöpfe aus reiner Biokohle haben die Beiden schon ausgetüftelt. Die sind zwar nicht dauerhaft, aber wenn sie sich nach dem Einpflanzen in kurzer Zeit zersetzen, tragen sie zugleich zur Bodenverbesserung bei. Aus Buchenholz-Kohlenstoff haben die Carbonauten zudem bereits Carbonschaum hergestellt. Der lässt sich als Grundlage für Dämmstoffe oder auch als Kernmaterial für Leichtbauplatten verwenden.

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